Besuch aus Samara

Schülerbegegnung in Stuttgart vom 24.11.2019 bis 03.12.2019

„Eurythmie, Keramik, Buchbinden, Epoche – was sollen alle diese Wörter bedeuten und was haben sie mit der Schule zu tun?“ fragten mich gespannt meine Schüler.

Ich bin Lehrerin in einer allgemeinbildenden Schule in Samara, habe zwar schon viele Austausche hinter mir, aber mit der Welt der Waldorfpädagogik hatte ich so nah noch nichts zu tun. Also stand ich da vor meinen Schülern ahnungslos, und konnte nur im ganzen sagen, was auf uns zukommt. 
Positive Überraschungen fingen schon am Flughafen an: wir wurden so herzlich begrüßt, als ob wir Familienangehörige wären.

Das Schulgelände und die Lage beeindruckten uns mit Gelassenheit, aber betankte uns auch mit Energie, die aus dem nahliegenden Wald kommt. Am Vormittag waren wir immer in der Schule. Wir wurden als Gäste in einigen Klassen eingeladen, konnten mit den Lehrern und Kindern sprechen und verschafften uns somit den Überblick, wie die Kinder sich in der Schule entwickeln und unterrichtet wurden.
Während des Schulbesuchs hatten die Schüler die Möglichkeit, die bis jetzt für uns unbekannten Fächer nicht nur kennenzulernen, sondern daran aktiv teilzunehmen. Wir schafften in dieser Woche mehr mit den eigenen Händen, als einige von uns bisher in ihrem ganzen Leben. Die Lehrer nahmen sich Zeit, uns Buchbinden und Malen beizubringen, über ein Gedicht mit uns zu reden, mit uns zu trommeln und zu singen. Am Ende jedes Unterrichtes hatten die Schüler ein kleines, aber fertiges Stück in der Hand: sei es ein Bild, ein gesungenes Lied oder ein Album. Ein bisschen vorsichtig traten die Schüler in den Saal ein, in dem der Eurythmieunterricht stattfinden musste. Aber nach 15 Minuten bewegten sie sich fasziniert durch den Saal, fleißig folgend den Worten des vorgelesenen Gedichtes. Der Lehrerin gelang es, den Schülern beizubringen, dass Eurythmie keine einfachen Tanzbewegungen sind, sondern die seelische und geistige Sprache.

Wir wollten nicht aus der warmen Familienatmosphäre der Schule raus, aber auf uns warteten noch viele interessante Aktivitäten am Nachmittag und gastfreundliche Gastfamilien der Klasse 9B am Abend. Die Zeit in Stuttgart war eine magische Zeit von allen Seiten. Am Abend in den Gastfamilien hatten die Kinder die Möglichkeit, ins Leben der Deutschen hineinzuschauen. Weihnachtsschmuck, Weihnachtszeit, Weihnachtsmarkt – in Büchern und auf Bildern hatten es alle mehrmals gesehen, aber mit den eigenen Augen!!! Das war auch etwas Besonderes! Mit den Gastfamilien wurde sehr viel unternommen: Schach spielen, Nachbarstädte besuchen, Spaziergänge und lange Gespräche beim Abendessen. Die Schüler verstanden sich super toll miteinander.
Ich möchte mich ganz herzlich bei der Waldorfschule am Kräherwald, bei allen mitbeteiligten Lehrern und bei allen Gastfamilien bedanken, dass die Gruppe aus Samara die Möglichkeit hatte, die Waldorfpädagogik zu entdecken, viele Freundschaften zu schließen und am Alltag der deutschen Familien teilzunehmen. Vielen lieben Dank an Frau Eggenweiler für ihr Engagement, ihre Einsatzbereitschaft und Hilfsbereitschaft. Die Schüler bekamen eine große Erfahrung, die sie bestimmt in ihrer Zukunft brauchen werden.

Klynina Oksana, Lehrerin der Schule 148 in Samara